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Freie Zeit...?

  • Autorenbild: barbatom7
    barbatom7
  • 10. Mai
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 12. Mai



Jahre mit vielen Baustellen hinterlassen Spuren. Älter und müder geworden sehne ich mich nach frei verfügbarer Zeit; sie ist selten in meinem Alltag:

Mutter und Pflegefachfrau eines mehrfach behinderten Sohns und gesunden Teenies, ein intensiver Berufsalltag, Haushalt, Ehe, Familie, Hund …

 

So male ich mir umso blumiger vor, wie ich einen zufällig zu mir verirrten Oasentag freudig mit Musse, Lektüre, Natur und kreativen Tätigkeiten fülle.


Auf diese Weise blickte ich der Sportferienwoche entgegen, in der ich jeweils unterrichtsfreie Zeit geniesse und meine Söhne plus Mann tagsüber in Schule und Arbeit versorgt weiss.

Kurz davor begann die linke Schulter (Sehnenscheidenentzündung) zu schmerzen und raubte mir in der Folgezeit nachts den Schlaf. Tagsüber schleppte ich mich zunehmend abgekämpft durch die lang ersehnten, «freien» Vor – und Nachmittage. Die erstellte Pendenzenliste klebte zäh an wackeligen Gedankenwänden, wo sie ohne jegliche Umsetzung verklumpte.

Etwas positiven «Kick» versprach die Googlesuche nach geeigneten Ferien im Sommer. Da diese Recherche allerdings zu viele offene Variablen aufwies (Gesundheit Jairos), fiel auch diese Beschäftigung ohne Resultat aus.


Prokrastination regierte die Tage. Feriengefühle? Keine Spur. Der Energietank reichte knapp für Hundespaziergänge und das Nötigste im Haushalt sowie der Pflege Jairos am Abend.

Sorgen und Misstrauen grüssten immer lautstarker in die Stunden - und was eine solche Herrschaft im Kopf anrichtet, weiss man ja.

 

Die Moral der Geschichte?

Es tut gut, sich an wenig geschenkten Auszeiten im gefüllten Alltag zu freuen, anstatt dauernd nach mehr zu lechzen.

Ich gleiche sonst einer Person mit wenig materiellem Reichtum, die eine unverhoffte oder angesparte Anschaffung geniesst. Sobald sie aber gierig nach «mehr» hascht und ihre Erfüllung daraus ersehnt, wird sie schnell enttäuscht, beginnt sich zu vergleichen und besudelt ihre Tage mit einer gehörigen Portion Unzufriedenheit.

Mein «Haben» bezüglich Freizeit ist im Vergleich zu demjenigen von gleichaltrigen Freund:innen hierzulande wirklich bescheiden.

Dennoch sehe ich dieses "Zeitphänomen" heute anders und kann versöhnter mit der Tatsache leben, dass sich viele Freunde und Bekannte - an meinen zeitlichen Freiräumen gemessen - in frei verfügbarer Zeit baden und doch oft wähnen, dass sie keine hätten…


Die Wahrnehmung von freier Zeit hängt von vielerlei Umständen und inneren Einstellungen ab. Ich wünsche mir nach wie vor mehr Oasen, doch dieses Gefühl der Dankbarkeit und ein schlichtes «Ich lebe hier im Moment mutig, was grad dran und mir beschieden ist!», vermittelt uns erst die Essenz von (freier) Zeit – ob sie kurz oder lange dauert.  


Mit dieser Haltung gäbe es vielleicht auch in einer unseligen Sportferienwoche, in der ein Häufchen Mensch mit Schulterschmerzen und übergrossen Erwartungen durch die Tage stolpert, Kairos-Momente zu leben.

 
 
 

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